HUMBOLDT-KOLLEG
KOSMOS
Wissenschaft, Politik, Kunst
Universidade de Lisboa
11.-13. Oktober 2017
Eine Reflexion über den Kosmos und im Grunde genommen über sich selbst als Teil dieses Kosmos hat eine individuelle und eine kollektive Dimension: es ist die Reflexion über die Konstruktion von sich selbst (ein kosmopolitisches Selbst), über die alltägliche Art und Weise vom Denken und Leben (die Praxis unter einem kosmopolitischen Standpunkt), über das Konzept der globalen Gerechtigkeit, über die Entstehung von transnationalen sozialen Gruppen, über die Normativität von nationalen, internationalen, supranationalen und transnationalen Institutionen mit kosmopolitischen Ansprüchen sowie über jedes einzelne Naturphänomen als Teil von einem Universum, das als ein Ganzes betrachtet wird. Dabei impliziert die Reflexion über den Begriff „Kosmos“ mehrere Themen, die sich durch die Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften ziehen.
Diese Konferenz zielt daher darauf ab, den Begriff der "Kosmos" in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaft von sechs Kernfragen ausgehend zu diskutieren: Kosmopolitismus (Thema 1), das kosmopolitische Recht (Thema 2), Kosmopolitik als Transnationalisierung der inneren Demokratie (Thema 3), Kosmopolitik als Demokratisierung der transnationalen Ordnung (Thema 4), die kosmische Vision der Natur und des Menschen in dieser Natur (Thema 5) und den poetischen Blick über den Kosmos (Thema 6).
Das erste Thema betrifft den ethischen Horizont eines kosmopolitischen Weltbildes, eines kosmopolitischen Selbst. Kosmopolitismus, in diesem Sinne, der bis in die Antike zurückgeht, ist das moralische Ideal einer universalen Gemeinschaft von Menschen unabhängig von politischen Bindungen an politische Gemeinden und öfters im Widerspruch mit partikularen Verbindungen.
Die nächsten drei Themen berücksichtigen, dass die Welt seit langem nicht mehr als eine Gesellschaft von Staaten betrachtet werden kann. Der Staat wird von nichtstaatlichen Akteuren überlappt, die in einer wirtschaftlichen, kulturellen oder religiösen Logik handeln. In diesen Fällen sprechen manche Autoren sogar statt von internationalen oder transnationalen Beziehungen von globaler Politik. Diese Situation wird von heftigen Spannungen gekennzeichnet. Wenn der Staat von einzelnen Akteuren in verschiedenen Bereichen überholt wurde, setzen einige Staaten direkt, über internationale Organisationen oder Governance-Mechanismen starke Veränderungen in der globalen Ordnung durch. Die Ausübung der zivilen, politischen, sozialen und kulturellen Rechte ist dabei weiterhin nur innerhalb des einzelnen Staates garantiert. Die Schwierigkeit, einen Staat zu übergehen, besteht darin, die Demokratie über die nationalen Grenzen hinaus zu denken, über die Grenzen der nationalen Staatsbürgerschaft, obwohl es noch keine kosmopolitische Staatsbürgerschaft gibt.
Infolgedessen ist das zweite Thema dieses Kolloquiums die Etablierung des Individuums als Subjekt des Völkerrechts, insbesondere im Hinblick auf Menschenrechte und Völkerstrafrecht, aber auch in Bereichen wie der Minderheitenrechte, des Umweltrechts und das gemeinsame Erbe der Menschheit. Einige Autoren halten den Begriff "Völkerrecht" für unangemessen, um rechtlichen Beziehungen, in denen das Individuum als Rechtssubjekt unabhängig von seiner Staatsangehörigkeit auftritt, definieren zu können . Es geht nicht nur um ein internationales Gesetz zur Regelung der Beziehungen zwischen den Staaten, sondern um ein kosmopolitisches Recht. Dieses gibt dem Individuum Macht gegenüber dem Staat (Menschenrechte) oder internationalen Foren Macht gegenüber einem Individuum (Völkerstrafrecht), egal welche Staatsangehörigkeit diese Individuen haben. In manchen Hinsichten ist der Status des Individuums als Subjekt des Völkerrechts im Einklang mit völkerrechtlichen, staatzentrierten Theorien. Aber im Fall der sogenannten kosmopolitischen Rechte und Pflichten, zeigt es sich als notwendig, eine gründliche Überprüfung aller rechtlichen Kategorien zu unternehmen, die in den letzten 200 Jahren ausgehend von der Staatsouveränität entwickelt worden sind.
Ein drittes Themas betrifft die Frage, wie zur lokalen Demokratie einen kosmopolitischen Horizont zu geben. Es geht darum, nach den Bedingungen zu fragen, unter denen auch eine lokale Politik, territorial begrenzt, ihre Folgen für die Menschheit als Ganzes betrachtet, d.h. für den Menschen (einschließlich künftiger Generationen) als solchen und nicht als Mitglied eines bestimmten Staates. Dies erfordert eine Vorstellung von Kosmopolitik, die auch in räumlich beschränkten politischen Rahmenbedingungen ausgeübt werden kann. Es ist vor allem die lokale Politik, die kosmopolitisch sein sollte, d.h., die die Umwelt und die bürgerlichen, politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Menschenrechten der Bewohner eines bestimmten Gebietes, unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft, respektiert und gewährt.
Ein viertes Thema dabei ist, das internationale System zu demokratisieren, d.h. demokratische Prinzipien und Praktiken, die in den Rahmen des Nationalstaates geschaffen worden sind, in internationalen Ebenen umzusetzen und andere demokratische Formen zu entwickeln, die das einzelne Territorium nicht mehr als Grundelement haben. Einerseits gibt es keine demokratische Repräsentation in den einflussreichsten internationalen Organisationen und Governance-Institutionen. Andererseits entwickeln sich zunehmend grenzüberschreitenden Formen der Assoziierung der Zivilgesellschaft, die neue Formen der Ausübung der Bürgerschaft schaffen.
Das fünfte Thema betrifft die kosmische Vision in den Naturwissenschaften, d.h. die Vision des Universums als Ganzes, über den Platz, den jedes einzelne natürliche Phänomen in diesem Universum einnimmt, über das Verhältnis der Teile zueinander und von jedem Teil mit dem Ganzen (Netzwerke? System? Chaos?). Dies impliziert auch die Berücksichtigung des Platzes des Menschen in diesem Universum und die Folgen seines Handelns, was letztendlich zu brennenden ökologischen Problemen führt.
Schließlich betrifft ein sechstes Thema die Ästhetik des Kosmos. Alexander von Humboldt selbst hat sein Werk Kosmos in zwei Perspektiven unterteilt: den objektiven Teil, die Wissenschaft der Natur, und den subjektive Teil, die Eindrücke, die die Natur im Menschen hinterlässt, wie sie sich in Gemälde der Natur und in der Poesie der Natur ausdrückt. Im Geist von Humboldt suchen wir die Darstellung des "schönen" und "erhabenen" Kosmos in der Musik, im Gemälde der Landschaften, in der Poesie über die Geheimnisse der Nacht (Chateaubriand, Novalis, Poe, Rilke), den Kometen (Whitman, Hugo), der Sonne (Valéry, Artaud, Tardieu, Prévert), dem Mond (Orpheus, Plutarch, La Fontaine, Yeats) sowie im Unendliche (Lucretius, Schiller, Byron, Lamartine).
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Cosmos
Science, Politics, Arts
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The relationship of the human being with the cosmos, from ancient times to the present, has developed in different ways: mythical and poetic, religious and philosophical, scientifical, political-juridical, ecological ... From the term cosmos derive several others such as cosmology, cosmopolitanism, cosmopolitan citizenship, cosmopolitan law, cosmic consciousness...
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Cosmopolitanism relates to the ethical ideal of belonging to a universal community, beyond any links to particular communities. Cosmopolitics corresponds to a concern with giving local politics a cosmopolitan dimension and to the desire to make sure global politics has a democratic dimension. Cosmopolitan law, on the other hand, considers the individual to be a subject of law regardless of which state it belongs to, as in the case of individual responsibility for international crimes and the right to an individual petition in human rights. The cosmos is the object of a scientific view as well as of the poetic gaze on the mysteries of the night (Chateaubriand, Novalis, Poe, Rilke), the comets (Whitman, Hugo), the king-sun (Valéry, Artaud, Tardieu, Prévert), the moon (Orpheus, Plutarch, La Fontaine, Yeats), and infinity (Lucretius, Schiller, Byron, Lamartine).
This colloquium intends to discuss the various perspectives on the cosmos and concepts derived from it.
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Cosmos
Ciência, Política, Arte
A relação do ser humano com o cosmos, desde a antiguidade até hoje, desenvolveu-se de diversas perspectivas: mítica e poética, religiosa e filosófica, científica, político-jurídica, ecológica... Do termo cosmos derivam vários outros como cosmologia, cosmopolitismo, cidadania cosmopolita, direito cosmopolita, consciência cósmica...
O cosmopolitismo remonta ao ideal ético de pertencer a uma comunidade universal, para além dos vínculos a comunidades particulares. Já a cosmopolítica corresponde tanto à preocupação de dar à política local uma dimensão cosmopolita como ao desejo de dar à política global uma dimensão democrática. O direito cosmopolita, por sua vez, considera o indivíduo como sujeito de direito independentemente do Estado ao qual pertença, como no caso da responsabilidade individual por crimes internacionais e no caso do direito à petição individual em matéria de direitos humanos. O cosmos é ainda objeto tanto do olhar científico como do olhar poético sobre os mistérios da noite (Chateaubriand, Novalis, Poe, Rilke), os cometas (Whitman, Hugo), o rei-sol (Valéry, Artaud, Tardieu, Prévert), a lua (Orfeu, Plutarco, La Fontaine, Yeats), o infinito (Lucrécio, Schiller, Byron, Lamartine).
Este colóquio pretende discutir as diversas perspectivas sobre o cosmos e os conceitos dele derivados.